28. März 2024

Warum das Fairphone nur fairer und nicht ganz fair ist und warum das trotzdem toll ist

Das Fairphone ist nicht völlig fair hergestellt, nicht einmal ansatzweise. Kritiker monieren sogar, dass es nicht fairer hergestellt wäre als andere Smartphones. Entscheidend dabei ist jedoch der Weg, den das Fairphone beschreitet. Das Motto lautet nicht umsonst „buy a phone. Start a movement“. Ein Smartphone völlig fair herzustellen ist derzeit schlichtweg nicht möglich, vor allem nicht mit den geringen Mitteln, die die Initiative derzeit noch besitzt. Es geht darum, die Strukturen zur Herstellung eines fairen Smartphones erst einmal zu schaffen, sie auszubauen, um irgendwann die Möglichkeiten zu haben, ein komplett faires Handy herzustellen.

Zwei Kritikpunkte würde ich dafür an dieser Stelle noch einmal herausgreifen. Zum einen der Vorwurf, Firmen wie der bekannte Apple-Zulieferer Foxconn würden ihre Arbeiter besser bezahlen. Das stimmt. Es liegt aber daran, dass die Lebenshaltungskosten und somit auch die Lohnkosten in China sehr unterschiedlich sind. Fairphone hatte zum einen Probleme, überhaupt einen Zulieferer zu finden, der so wenig Exemplare baut und Zugeständnisse für die Mitarbeiter macht. Zum anderen ist es auch schwierig, Mitarbeitern zu erklären, warum sie auf einmal für die Hälfte der Arbeit doppelt so gut bezahlt werden und kurz darauf alles wieder beim Alten ist. Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass Apple anscheinend selbst von Zulieferer Foxconn zugunsten von Pegatron, das einen noch schlechteren Ruf genießt, abrückt. Europa als Produktionsstätte war für Fairphone nicht möglich, außerdem gehört es zum Ziel des Unternehmens, Missstände vor Ort zu beheben.

So lässt sich auch erklären, warum manche Kritiker auch mit den Mineralien unzufrieden sind, die viel menschenfreundlicher in Australien abgebaut werden können. Fairphone hat sich jedoch bewusst für Minen im Kongo entschieden, um dort unter möglichst fairen Bedingungen Tantal und Zinn zu beziehen. Langfristig gesehen ist dies ein wesentlich besserer Schritt, als einfach auf Australien auszuweichen, wie es derzeit viele Unternehmen tun.

Grundsätzlich geht es beim Fairphone nicht darum, jetzt ein perfektes Produkt zu erhalten. Es geht darum, die Grundsteine dazu zu legen, dass elektronische Produkte fairer und umweltschonender werden. Fairphone dafür zu kritisieren, dass die erste Version nicht völlig fair ist, ist das Gleiche, wie einen Pharmakonzern dafür zu verurteilen, dass die Lungenentzündung nicht nach der ersten Dosis Antibiotika überwunden ist. Solche Dinge brauchen Zeit. Wichtig dabei ist, Geduld zu haben und den Glauben nicht zu verlieren.